Gedenkstättenfahrt Straßburg - Natzweiler 2024
69 Jugendliche und 6 Begleiter auf den Spuren der Vergangenheit
Gedenkstättenfahrt nach Straßburg - Europaschule Rheinberg
Vom 04.11 bis 08.11. 2024 fand die zweite Gedenkstättenfahrt der Europaschule Rheinberg statt, an der 69 Schülerinnen und Schüler des 9. und 10. Jahrgangs sowie der Oberstufe teilnahmen. Die Leitung und Koordination der Fahrt hatte Frau Julia Sonnenwald inne. Begleitet wurde die Fahrt von Frau van der Wow, Frau Pastewka, Frau Manten, Herrn Vaupel, Frau Vaupel und Frau Sementschuk (Lehramtsanwärterin).
Vorbereitung und Programm der Fahrt
Zur Vorbereitung auf die Fahrt setzten sich die Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I am Europatag mit dem Leben und der Biographie von Anne Frank auseinander und erarbeiteten eine Ausstellung zu ihrem Leidensweg. Diese intensive Auseinandersetzung mit dem Schicksal Anne Franks und den Schrecken des Nationalsozialismus stimmte die Schülerinnen und Schüler auf die bevorstehende Gedenkstättenfahrt ein.
Voller Erwartung und mit dem Gepäck voller neuer Erkenntnisse über die Vergangenheit machten sich die Schülerinnen und Schüler auf den Weg nach Straßburg
Die Anreise nach Straßburg verlief leider nicht ganz reibungslos. Ein Stau sorgte für Verzögerungen, sodass die geplante Schnitzeljagd durch die Stadt auf Dienstag verschoben werden musste. Trotzdem ließen sich die Schülerinnen und Schüler die Laune nicht verderben und erkundeten die Stadt erst einmal auf eigene Faust.
Erasmus+ ermöglicht Austausch mit französischem Lycée und Museumsbesuch
Dank der Förderung durch Erasmus+ konnte die Gedenkstättenfahrt mit einem abwechslungsreichen Programm gestaltet werden. Die Europaschule Rheinberg ist bestrebt, die Kosten für solche Fahrten so gering wie möglich zu halten, damit möglichst viele Schülerinnen und Schüler daran teilnehmen können. Der Elterneigenanteil allein hätte hierfür nicht ausgereicht. Durch die Unterstützung des EU-Programms Erasmus+ wurde nicht nur die Gedenkstättenfahrt ermöglicht, sondern auch ein spannender Austausch mit einer französischen Schule in Straßburg.
Am Dienstagnachmittag teilte sich die Gruppe auf: 21 Schülerinnen und Schüler besuchten das Lycée Strasbourg und hatten dort die Chance, mit französischen Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Im Mittelpunkt standen dabei Themen wie die Herausforderungen, die mit dem Leben in einem fremden Land verbunden sind, und die Bedeutung von Demokratie für ein gemeinsames Europa. Frau Manten, Herr Vaupel und Frau Vaupel begleiteten die Gruppe an die französische Schule und fungierten als Botschafter der Europaschule Rheinberg. Es entstanden interessante Gespräche zwischen den Schülerinnen und Schülern beider Schulen, aber auch der Austausch mit den französischen Kollegen kam nicht zu kurz.
Währenddessen tauchte die andere Gruppe im Mémorial Alsace Moselle in die Geschichte des Elsass und Lothringens im Zweiten Weltkrieg ein. Das Museum dokumentiert eindrucksvoll die Auswirkungen des Krieges auf die Region und ihre Bewohner anhand von persönlichen Schicksalen, Fotos und Dokumenten.
Hier konnten die Schülerinnen und Schüler anhand von persönlichen Schicksalen, Fotos und Dokumenten die Auswirkungen des Krieges auf die Region und ihre Bewohner nachvollziehen. Besonders eindrücklich war der erste Raum des Museums: An den Wänden hingen große Bilder von Menschen, die in das KZ Natzweiler deportiert wurden. Unter den Bildern jener Menschen, die in Natzweiler ihr Leben verloren, brannte eine rote Glühbirne. Diese Installation machte die Schicksale der Opfer greifbar und ließ die Schülerinnen und Schüler innehalten. Eine Schülerin brachte die Wirkung der Bilder auf den Punkt: "Die Gesichter zu den Zahlen zu sehen, macht es unmöglich wegzuschauen".
Nach dem bewegenden Besuch des Mémorial Alsace Moselle, der die Schülerinnen und Schüler nachdenklich stimmte, bot die anschließende Schnitzeljagd durch Straßburg eine willkommene Abwechslung. In Kleingruppen erkundeten die Schülerinnen und Schüler die Straßburger Innenstadt, lösten knifflige Aufgaben und lernten dabei spielerisch die Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen. Der Kontrast zwischen der ernsten Thematik des Museums und der lebhaften Atmosphäre der Stadt führte den Schülerinnen und Schülern die Vielschichtigkeit Straßburgs vor Augen.
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Gruppe besuchte die Gedenkstätte und das Mahnmal des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof. Das ehemalige Konzentrationslager liegt auf einem bewaldeten Berg und vermittelt eine beklemmende Atmosphäre, die die Schülerinnen und Schüler tief beeindruckte.
Ein wichtiger Teil der Führung war auch der Besuch des Steinbruchs, der sich in unmittelbarer Nähe zum Lager befindet. Hier mussten die Lagerinsassen unter grausamsten Bedingungen arbeiten, schwere Steine brechen und transportieren. Die Arbeit im Steinbruch war extrem gefährlich und forderte unzählige Todesopfer. Erschöpfung, Unterernährung, Krankheiten und die Brutalität der Aufseher führten dazu, dass viele Häftlinge im Steinbruch zusammenbrachen und starben. Die Schülerinnen und Schüler konnten sich bei einem Rundgang durch den Steinbruch ein Bild von den unmenschlichen Arbeitsbedingungen machen und die Ausmaße des Leids erfahren, das den Häftlingen zugefügt wurde.
Die Schülerinnen und Schüler erhielten Führungen von Museumspädagoginnen, die ihnen die Geschichte des Lagers und das Schicksal der Häftlinge näherbrachten. Sie erfuhren von den unmenschlichen Bedingungen, unter denen die Menschen hier leben und arbeiten mussten, von Hunger, Krankheit, Folter und Tod. Besonders erschütternd war der Besuch der Gaskammer und des Krematoriums, wo die Spuren der Verbrechen noch heute sichtbar sind. Leni aus der Q1 beschrieb ihre Erfahrung mit den Worten: "Jeder sollte einmal an so einer Fahrt teilnehmen, man versteht die Gräueltaten erst wirklich, wenn man in der Gaskammer steht."
Die Konfrontation mit der Vergangenheit war für viele Schülerinnen und Schüler eine emotionale Herausforderung. "Erst jetzt begreife ich den Schrecken der Konzentrationslager", sagte Jefferson aus der 10c nach der Fahrt. Doch der Besuch der Gedenkstätte ermöglichte es ihnen auch, die Geschichte auf eine ganz persönliche Weise zu erfahren und die Bedeutung von Gedenken und Erinnerung zu begreifen.
Nach einer gemeinsamen Mittagspause, die Zeit für Gespräche und Reflexion bot, kehrte die Gruppe in einem Restaurant ein und genoss ein gemeinsames Abendessen mit Flammkuchen. Der Abend bot den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, die Erlebnisse und Eindrücke des Tages zu verarbeiten. Es entwickelten sich viele Gespräche über das Gesehene und Erlebte im Lager, sowohl unter den Schülerinnen und Schülern als auch mit den begleitenden Lehrkräften. Diese Gespräche trugen dazu bei, die Erfahrungen gemeinsam zu reflektieren und die Bedeutung der Gedenkstättenfahrt zu vertiefen.
Am Donnerstagmorgen stand ein Besuch des Europaparlaments auf dem Programm. Dieser Programmpunkt war ein wichtiges Element der Gedenkstättenfahrt, da er den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gab, die positiven Entwicklungen in Europa seit den Zeiten des NS-Regimes zu erleben. Im Europaparlament, dem Herzen der europäischen Demokratie, konnten sie sehen, wie aus ehemaligen Kriegsgegnern Partner geworden sind, die gemeinsam an einer friedlichen Zukunft arbeiten.
Die Schülerinnen und Schüler erfuhren, wie das Europäische Parlament funktioniert, welche Aufgaben es hat und wie die Abgeordneten aus den verschiedenen Ländern zusammenarbeiten. Sie konnten den Plenarsaal besichtigen und lernten die Bedeutung von Demokratie, Menschenrechten und internationaler Zusammenarbeit kennen. Der Besuch des Europaparlaments verdeutlichte den Schülerinnen und Schülern, dass die Europäische Union ein Garant für Frieden und Freiheit ist und dass es wichtig ist, sich aktiv für die Werte Europas einzusetzen.
Am Freitagmorgen trat die Gruppe schließlich die Rückreise nach Rheinberg an, voller neuer Eindrücke und Erkenntnisse.
Gedenkstättenfahrten sind ein wichtiger Bestandteil der historisch-politischen Bildung und tragen dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler die Schrecken der Vergangenheit nicht vergessen. Durch die direkte Konfrontation mit den Orten des Grauens und den Geschichten der Opfer wird die Geschichte lebendig und begreifbar.
"Erst jetzt begreife ich den Schrecken der Konzentrationslager", sagte Jefferson aus der 10c nach der Fahrt. Und Conner, ebenfalls aus der 10c, ergänzte: "Durch die Fahrt hat sich mein Blick auf die Welt verändert, so etwas darf niemals wieder passieren".
Die Gedenkstättenfahrt nach Straßburg hat die Schülerinnen und Schüler emotional tief bewegt. "Jeder sollte einmal an so einer Fahrt teilnehmen", meinte Leni aus der Q1. "Man versteht die Gräueltaten erst wirklich, wenn man in der Gaskammer steht."
Die Gedenkstättenfahrt nach Straßburg war eine wichtige und nachhaltige Erfahrung für die Schülerinnen und Schüler der Europaschule Rheinberg. Sie hat nicht nur dazu beigetragen, dass die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachgehalten wird, sondern steht auch im Einklang mit dem Leitsatz der Schule: "Europa | Stark für die Zukunft | Respekt und Verantwortung". Die Schülerinnen und Schüler haben durch die Fahrt ihr historisches Wissen erweitert, die Bedeutung von Demokratie und Menschenrechten erkannt und gelernt, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen und sich für ein friedliches und demokratisches Europa einzusetzen.
Im kommenden Schuljahr wird die Gedenkstättenarbeit an der Europaschule Rheinberg fortgesetzt: Die Schülerinnen und Schüler der Q1 und Q2 werden eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz unternehmen.