Besuch aus Tel Aviv
Verständigung über Grenzen hinweg
Auf Einladung des Vereins Kulturprojekte Niederrhein, der internationale Kooperationen anregt und unterstützt, unter der Leitung von Rüdiger Eichholz, besuchte eine Abordnung des Academic College in Tel Aviv bereits im März dieses Jahres die Stadt und die Europaschule Rheinberg. (die RP berichtete am 12.3.2024)
Dort kamen die angereisten Gäste mit Schülerinnen und Schülern sowie Lehrern ins Gespräch über die Situation in Israel nach dem 7. Oktober 2023 und wie das Leben im Ausnahmezustand zu meistern ist. Schon damals interessierte es die Schüler der ESR, besonders, wie der Hochschulbetrieb laufen kann, wenn muslimische sowie jüdische Studenten in Seminaren oder der Mensa beisammen sind, während sie außerhalb der Collegemauern auf Grund des Krieges eigentlich erklärte Feinde sind.
Vergangene Woche hatten wir erneut die Möglichkeit eine Abordnung dieses Colleges bei uns zu begrüßen. Unser Schulleiter Herr Reichert, sowie Bürgermeister Dietmar Heyde begrüßte die Gäste im PZ der Europaschule. Wie die Begegnung der Israelis mit Schülerinnen und Schülern aus den Jahrgängen 10-13 zeigte, ist das Bedürfnis nach Austausch auf beiden Seiten groß. Diesmal waren außer zwei Dozenten auch zahlreiche junge Studenten angereist.
Nach der Begrüßung wurden die Studenten durch das Schulgebäude geführt. Besonderes Interesse galt den Naturwissenschaftlichen Räumen, dem Fablab und unserer neuen Küche. Die Gruppe zeigte sich beeindruckt von den Räumlichkeiten und der hochtechnisierten Ausstattung des Fablabs. Aber auch die Küche, in der sie einem WP1-Kurs bei der Zubereitung von“ pancakes“ zuschauen konnten, war für die Abordnung aus Israel interessant.
Eine anschließende Gesprächsrunde unter der Leitung von Frau Sonnenwald, Geschichtslehrerin und zuständig für Gedenkstättenfahrten an der ESR und Robin Richterich vom Verein Erinnerungskultur in Duisburg zeigte, dass unsere Schülerinnen und Schüler, sowie die Gäste sehr viel gemeinsam haben, wie z.B. ihre Begeisterung für Musik oder den Wunsch, Menschen und Orte in der ganzen Welt kennenzulernen. Beiden Seiten konnte man außerdem anmerken, wie sehr sich jeder einzelne ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander aller Menschen wünscht und wie sehr alle die politische Lage in dem einen wie dem anderen Land mit Sorge verfolgen. Schnell kam die Diskussion auf rechtsextreme Lager in beiden Ländern und man war sich einig, dass keine Ideologie, die Menschen auf Grund ihrer Herkunft oder Religion ausschließt oder verachtet, die richtige sein kann.
Die Gespräche bei selbst gebackener Baklava, Kaffee und Keksen zeigten deutlich, wie jugendliche Christen, Muslime und Juden, die verschiedener nicht sein könnten, es schaffen kulturelle, politische und religiöse Verschiedenheiten als Bereicherung zu verstehen anstatt sie als Grund für Zwist und Abgrenzung zu nutzen. Beeindruckend für unsere Schülerinnen und Schüler war es zu erleben, wie diese Menschen, die vom politischen System eigentlich dazu gezwungen sind, sich durch die Brille des Krieges zu betrachten, freundschaftlich-kollegial zusammenarbeiten und durch das gemeinsame Arbeiten tiefe politische, ideologische Gräben überwinden.
In abschließenden Kurzinterviews offenbarten unsere Schülerinnen und Schüler sowie die Studenten aus Israel ihre Vorstellung von Demokratie und ihre Motivation ein Teil dieses interkulturellen Projekts zu sein.
“I want to make an impact!” war eine der Aussagen oder “we have the responsibility to actively work for equalitiy, peace and understanding between all people in the world”.
Die Verantwortung, die die israelischen Gäste fühlen und die Begeisterung, sie mit Jugendlichen in der ganzen Welt zu teilen, war ihnen deutlich anzumerken. Die Atmosphäre dieser Begegnung war geprägt von Interesse, Inspiration und dem Willen aus der Welt einen besseren Ort zu machen.
Es bleibt die Hoffnung, dass die Stimmen dieser jungen Leute langfristig gehört werden!